Lügen oder „Playback Peer Gynt“
„Lügen und Dichtung sind Künste“ (Oskar Wilde)
Im Theater wird gelogen und das ist gut so. Theater gründet ja auf dem Prinzip der Täuschung, des Nachspielens von Wirklichkeit, oder schöner noch: des Erfindens von Wirklichkeit. Kein Theater gibt die Welt so wieder, wie sie ist, weder die Geschichten, die hier erzählt werden, noch die Schauspielerinnen und Schauspieler, die diese Geschichten zum Leben erwecken. Der Zuschauer ist sich dessen bewusst, dass das, was er im Theaterraum sieht, nicht die Realität ist und erlebt dennoch diese Geschichten als wahrhaftig, als Abbild der Welt.
Das Spiel mit Lüge und Wahrheit ist dabei elementarer Bestandteil des Theatererlebnisses.
Wo die Grenzen sind, wo Sprache und Darstellung echt werden, authentisch, glaubhaft, wo die vierte Wand zwischen Publikum und Spielern verläuft, ist nie genau festzulegen.
Der theatrale Raum des Internets macht sich diese Ambivalenz zu Nutze. Das Netz als Bühne für die Selbstinszenierung und Verkündungsplattform von vermeintlichen Wahrheiten.
Fake News als Welt-Sinn-Stiftungs-Versuche, als Selbstbestätigung, als Versuch, sich und das, wofür man so gerne einstehen möchte, in die Welt hinaus zu posten, twittern, bloggen…
Einer der größten Narzissten in der literarischen Welt der Selbstinszenierung ist Henrik Ibsens „Peer Gynt“. Ausgehend von Ibsens Text und der Musik von Edvard Grieg soll in diesem Projekt das Thema „Selbstinszenierung“ auf digitale Weise in unsere Zeit übertragen werden und in Form von Video- oder Streaming-Formaten erlebbar gemacht werden.
Leitung: Alexander Radulescu