Lehrer/-in sein, Künstler/-in bleiben
Bild: Illustration Till Laßmann
In Kooperation mit der HfMT Hamburg (Prof. Jörn Dopfer) und dem Zentrum für Berufsmusiker (Dipl.Psych. Heidi Brandi) Hamburg eröffnen wir eine Diskussions- und Fortbildungsreihe für Lehrer/-innen, Künstler/-innen und Schüler/-innen.
Das Studium für Lehramt mit künstlerischem Hauptfach ist eine Entscheidung für das ganze Leben. Meist im Kindesalter schon beginnt die lebenslange Beziehung zum Instrument. Die jungen Schülerinnen und Schüler verbringen mehrere Stunden in der Woche mit dem Üben. Der Entschluss, aus dieser Leidenschaft einen Beruf zu machen, wird deutlicher und stärker. Um einen gesicherten Lebensunterhalt gewährleisten zu können, schrecken viele vor einem rein künstlerischen Studiengang oder Beruf zurück. Als Lehrerin oder Lehrer an die Schule zu gehen, erscheint dann als bestmögliche Lösung. Um die Möglichkeiten der künstlerischen Leidenschaft im Einklang mit Schulalltag und Lehrplan soll es in dieser Vorlesungsreihe gehen, um die Räume, die mitunter nicht gegeben, aber notwendig sind, damit Kreativität, Vermittlung und Schule zusammenstimmen, um die Diskrepanz, die sich zwischen künstlerischem Anspruch, Selbstbild und Berufsausübung ergeben kann.
Lehrer/in sein, Künstler/in bleiben. Leidenschaft im Schulalltag. Ringvorlesung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. (Interview aus der Hochschulzeitung).
Die Liebe zum eigenen Instrument in einem mehrjährigen Studium wachsen zu lassen und diese dann später an junge Menschen weiterzugeben, wird zur treibenden Kraft angehender Musiklehrer. um die Möglichkeiten dieser Leidenschaft im Einklang mit Schulalltag und Lehrplan soll es in dieser Vorlesungsreihe gehen, um die Räume, die mitunter nicht gegeben, aber notwendig sind, dass Kreativität, Vermittlung und Schule zusammenstimmen, um die Diskrepanz, die sich zwischen künstlerischem Anspruch, Selbstbild und Berufsausübung aufreißen kann.
„Lehrer/in sein – Künstler/in bleiben“ – wie kam es zu diesem Thema?
Jörn Dopfer: An der HfMT werden bis zu vier Jahre lang im wöchentlichen Einzelunterricht angehende Lehrerinnen und Lehrer in einem Hauptfachinstrument ausgebildet. Da muss sich die Frage stellen: Was wird eigentlich aus den erlernten Fähigkeiten, wenn die Leute an die Schule gehen?
Ihr meint, ob die Leute weiterhin Raum und Zeit finden zum Üben und Musizieren?
Jörn Dopfer: Nicht nur das. So ein Instrument lernt man ja nicht erst an der Hochschule. Schon Jahre vorher wird in Instrumente und Unterricht investiert, sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet und nach dem Bestehen dieser Prüfung weitere Jahre an den eigenen Fähigkeiten gearbeitet. Es muss ja eine Leidenschaft dahinterstehen, sonst wäre man nicht so weit gekommen. Was wird daraus an der Schule? Erlaubt der Lehrplan eine Übertragung dieser Leidenschaft auf die Schülerinnen und Schüler?
Leidenschaft im Musikunterricht? Das klingt idealistisch…
Bettina Knauer: Idealismus muss sein. Jede Art von Kunst spricht zu tiefer liegenden Seiten unserer Person. Technisches Können liefert lediglich die Voraussetzung, diesen Seiten Ausdruck zu geben. Die Motivation des künstlerischen Ausdrucks ist für jede und jeden etwas anderes. Warum soll in der Schule kein Raum sein für innere Motive? Die Lehrerin oder der Lehrer als Modell für Begeisterung, das ist doch eine der großen Chancen im Lehramt!
Und wie man diese Begeisterung an die Schulklasse weitertragen kann, welche Bedingungen dafür nötig sind, das soll Thema dieser Vorlesungsreihe sein?
Bettina Knauer: Wir wollen überlegen, welche Voraussetzungen in der Schule nötig sind, damit Kreativität, Leidenschaft und Vermittlung zusammengehen. Dabei geht es auch um die Analyse von künstlerischen Projekten an Schulen mit außerschulischen Partnern. Geben diese (wieder) den künstlerischen Freiraum für die mitwirkenden Lehrenden und generieren so vielleicht auch neue Lehr- und Lernmodelle? Wir wollen keine Lehrpläne ändern, aber Anregungen bieten, uns untereinander austauschen und auf Modelle und Projektarbeiten verweisen, in denen bereits vieles möglich gemacht wird.
HochschuldozentInnen, LehrerInnen, MusikvermittlerInnen, Studierende und womöglich auch Schülerinnen und Schüler – eine breite Zielgruppe, die ihr mit dieser Reihe ansprecht?
Jörn Dopfer: Ja, durchaus. Nicht zu vergessen, die BerufsmusikerInnen. Wir haben eine Kooperation mit dem Zentrum für Berufsmusiker geschlossen, da sich in den Biografien z.B. von Orchestermusikern oft ähnliche Spannungsfelder zwischen Selbstbild, künstlerischem Anspruch und Berufsausübung ergeben wie bei Lehrenden im Schulbereich. Wir wollen die Vorlesungsreihe sehr offen gestalten, Impulsreferate, Diskussionen und moderierte Beiträge wechseln sich ab. Die Dokumentation findet live über sogenannte Graphic Recorder statt, die die Fragestellungen und Ergebnisse bildkünstlerisch festhalten.