‚I can’t breathe – Ich kann nicht atmen’
In Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg – anlässlich der Ausstellung Jerry Berndt: Beautiful America und Matt Black American Geography im Haus der Photographie
Künstlerische Leitung: André Lützen, Mitwirkung: Nora Luttmer, Ruth Marie Kröger
Der amerikanische Fotograf JERRY BERNDT (1943 – 2013) dokumentiert die Zeit zwischen den 1960er- und späten 1980er-Jahren in Amerika wie kein anderer Fotograf.
Indem er Fotojournalismus mit Dokumentations- und Straßenfotografie kombiniert, gelingt es ihm, über eine Spanne von 30 Jahren einen einzigartigen Blick auf die soziale Verfassung Amerikas zu werfen.
Der US-amerikanische Magnum-Fotograf MATT BLACK (*1970) hat in seinen Arbeiten immer wieder den Zusammenhang zwischen Migration, Armut, Landwirtschaft und der Umwelt in seiner Heimat Kalifornien und in Süd-Mexiko dokumentiert.
Der Titel dieses Projektes referiert die letzten Worte von George Floyd, der am 25. Mai 2020 bei einer gewaltsamen Festnahme ums Leben gekommen ist. Hierbei hatte ihm ein Polizist acht Minuten lang das Knie auf den Hals gedrückt, während George Floyd mehr als 20-mal „Ich kann nicht atmen“ sagte. Floyd verlor das Bewusstsein und starb an Ort und Stelle, wie die Autopsie ergab. Sein Tod führte im ganzen Land zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Das Projekt ‚I can’t breathe – Ich kann nicht atmen’ verbindet die Themen der Ausstellung mit der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Rassismus, Diskriminierung, Verschwörungstheorien oder Fake News.
Die Erzählungen des Vergangenen durch die Bilder – hier von Jerry Berndt – gehören zu den wichtigsten Instrumenten, um die Gegenwart und unserer Identität zu reflektieren. Dies gilt insbesondere für eine Kunst, die Geschichte in entlarvende, dabei offene und vieldeutige Bilder fasst.
In einer Welt, in der es vor allem für Jugendliche immer schwerer zu beurteilen ist, wer die Guten und die Bösen, die „Faker“ und die Ehrlichen, die Kopflosen und die Realisten sind, braucht es eine Auseinandersetzung mit den Begriffen des Rassismus, der Fake News oder Lügen bzw. mit den sog. Verschwörungstheorien. Gerade in Corona-Zeiten beschäftigen sich Jugendliche im Zuge einer starken Einengung von persönlichen Freiheiten, die sie bisher als selbstverständlich empfanden, mit diesen Fragen.
Die Worte ‚I can’t breathe – Ich kann nicht atmen’ lassen sich in diesem Projekt übertragen auf Zu- und Umstände, persönliche sowie gesellschaftliche, die man nicht mehr aushalten kann, die ausgesprochen werden wollen und für die es gilt, eine Form zu finden, um sie zu versprachlichen – verbal und bildlich -, weiter zu vermitteln und die eigene Betroffenheit zu formulieren.
Die Jugendlichen können in Rahmen dieses Projektes die Themen, die sie betreffen und betroffen machen, in ihre Lebenswelt, ihren Alltag übertragen. Sie können zu einem visuellen Ausdruck durch Fotos finden. Zusammen gestellt in einer Fotostory oder Serie oder auch übertragen ins Videoformat sollen aus den Aufnahmen Erzählungen entstehen. Diese können und werden sich bewegen in der Spannung zwischen Dokumentation und Inszenierung, symbolischer Aufladung und kritischer Brechung und den Jugendlichen einen Umgang mit aktuellen Themen in ihren eigenen Bilder und Geschichtsbildern bieten.